
Salpetersäure-Austritt in Chemie-Firma
Datum: 17. Juni 2025 um 09:23 Uhr
Alarmierungsart: Dekon, Gefahrstoffe
Dauer: 9 Stunden 5 Minuten
Einsatzort: Roth
Einsatzleiter: Tim Schleicher
Mannschaftsstärke: 11
Einheiten und Fahrzeuge:
- Dekontamination
- FFW Gustenfelden
- FFW rednitzhembach
- FFW Regelsbach: Löschgruppenfahrzeug (LF), Mehrzweckfahrzeug (MTW)
- FFW Rohr
- FW Roth
- FW Schwabach
- FW-Stein
- Kreisbrandinspektor (KBI)
- Kreisbrandmeister (KBM)
- Technisches Hilfswerk (THW)
Einsatzbericht:
Am 17. Juni 2025 kam es in einer Chemiefirma in Roth zu einem Gefahrstoffaustritt. Ein unachtsamer Staplerfahrer hatte in der Nacht gegen 2:30 Uhr mit seinem Flurförderfahrzeug ein Leck in einem ICB-Tank verursacht und damit eine verhängnisvolle Kettenreaktion ausgelöst. Der Tank war mit hochgiftiger Salpetersäure gefüllt, die zum Reinigen von Rohren und anderen Behältern genutzt wird. Salpetersäure, auch als HNO3 abgekürzt, ist eine stark saure anorganische Verbindung. Sie ist farblos und hat eine starke ätzende Wirkung. Salpetersäure ist ein starkes Oxidationsmittel und reagiert heftig mit organischen Materialien und vielen Metallen.
Die sofort alarmierte Feuerwehr fand eine große Lache des Gefahrstoffes vor und löste Großalarm aus. Der Staplerfahrer und ein weiterer Mitarbeiter wurden leicht verletzt, das Gebäude umgehen evakuiert. Nach und nach wurden immer mehr Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis nachalarmiert, gegen 9:20 Uhr auch die FF Regelsbach. Als Dekontaminationseinheit wird Regelsbach häufig auch landkreisweit eingesetzt. Bei Eintreffen war bereits eine Fläche von knapp 300 Quadratmetern verseucht.

Es begann eine Schlacht mit hohem Personal- und Materialeinsatz. Einsatzkräfte mit speziellen Schutzanzügen mussten in die verseuchte Halle vordringen, ausgelaufene Salpetersäure binden und Container mit der Säure ins Freie schieben. Dort wurden diese unter Einsatz von massiven Wasserkanonen beaufschlagt.

Bei einem der Container trat unerwartet eine braun-gelbliche Masse aus, die die Feuerwehren dazu zwang, den Einsatzbereich zu verlassen. Die Messwerte ergaben eine erhöhte, für Menschen gefährliche Konzentration. Nach Abklingen der Werte konnte weiter versucht werden, der Lage Herr zu werden. Gegen Mittag waren etwa 200 Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis eingetroffen. Aufgabe der FF Regelsbach bestand darin, zusammen mit der FF Aurachhöhe die kontaminierten Kräfte nach dem Verlassen der Halle zu reinigen und deren Anzüge in luftdichte Säcke zu verpacken. Zudem wurden die Namen und die Einsatzdauer dokumentiert.


Nach über 16 Stunden Einsatz wurde die Kontrolle wieder hergestellt und der Einsatz konnte beendet werden. Mehr als 200 Einsatzkräfte der Feuerwehren, der Rettungsdienste und des THW kämpften um die Sicherheit der Bevölkerung. Über das Radio und mittels Lautsprecherdurchsagen der Feuerwehren wurden die Bewohner aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten, weil Giftwolken über Roth zogen. Die Einsatzstufe wurde bis kurz unter die Katastrophenalarmstufe immer weiter erhöht. Bis es endlich um 18:28 Uhr hieß: Einsatz beendet.

In dem Chemiewerk werden hauptsächlich Medikamente hergestellt. Bis auf die beiden Leichtverletzten Mitarbeiter der Firma kam niemand zu schaden. Der Schaden und die Einsatzkosten sind immens. Zumindest war dies ein leuchtendes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen der Firma, den gesamten Kräften des Katastrophenschutzes, der Polizei, des Technischen Hilfswerkes und der Stadt Roth. Der Landkreis hat bewiesen, dass auch in Großschadensfällen auf die Kräfte des zivilen Bevölkerungsschutzes Verlass ist.
Bericht: Jürgen Gechter